Fleisch essen – Was bedeutet das?

von | Feb 10, 2017 | Achtsamkeit, Ernährung | 2 Kommentare

Dieses Thema ist Zeitgeist. Deshalb sind wir der Meinung, dass wir darüber reden sollten. Dieser Artikel soll zum Nachdenken und Diskutieren anregen.

Jojo und Jezz

Warum ist Fleisch heute mehr Thema als vor zwanzig Jahren? Ist unsere Empathie zu Tieren gewachsen? Liegt es daran das wir durch die Bilder der Massentierhaltung nun ein schlechtes Gewissen haben. In der Philosophie heißt es: Nur wer sich nicht um seine eigene Existenz sorgen muss, fängt an sich Gedanken über seine Umwelt zu machen. Sicher, da kommt einiges zusammen. Doch wer darf Urteilen?

Sind Insekten und Maden auch Tiere? Dürfen wir Tiere in Massen züchten die ein nicht so hübschen Gesicht haben? Wo fängt Moral an und wo hört sie auf? Gut möglich, dass sich in 50 Jahren unser Bewusstsein nochmals stark verändert und sich unsere Beziehung zu Pflanzen verstärkt. Auf jeden Fall ist es höchste Zeit sich darüber Gedanken zu machen.

Die Heinrich Böll Stiftung veröffentlicht jeder Jahr auf´s neue den Fleischatlas. Der Fleischatlas enthält Daten, Fakten und Grafiken zu Fleischkonsum und -produktion. Was in unserer Welt geschieht, ist beängstigend.

Unserer Meinung nach sollte sich jeder mit seinem Fleischkonsum auseinander setzten. Es ist nicht normal und auch nicht gesund, jeden Tag Fleisch zu essen. Wir selber essen Fleisch, aber nicht sehr oft. Wenn Tiere unter guten Bedingungen gehalten werden, glücklich heranwachsen und natürliches Essen bekommen, dann musst Du für so ein Stück Fleisch auch tief in Tasche greifen.

Doch wie schaffen wir Bewusstsein?

In den Kreisen in denen wir uns bewegen, ist Fleisch essen ständig Thema. Es wird sich gerne in Rasche geredet. Doch das ist auch oft das Problem. Denn der Ton macht die Musik. Niemand wird einen Fleischesser mit Vorwürfen überzeugen. Toleranz ist in allen Dingen das wichtigste.

Reden? Ja!

Wir sollten Empathie zeigen, nicht nur den Tieren gegenüber. Denn nur wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen, stoßen wir auch auf Verständnis.

Künstliches Fleisch

Vor ein paar Monaten waren wir noch in Weimar an der Bauhaus Uni. Eine Kommilitonin hatte gerade Ihren Master beendet, mit einer Kampagne für In-vitro-Fleisch. Die Kampagne heißt „Jurassic Meat“. Ihre Idee: Sie geht davon aus, dass den Fleischessern, die Tiere so ziemlich egal sind. Also warum sollten Fleischesser dann künstliches Fleisch essen?

Rein Theoretisch wäre es möglich, Fleisch herzustellen, von Tieren, die schon längst ausgestorben sind. Sie hat das ganze super in Szene gesetzt und riesige Mammut-Steaks aus Styropor gebaut.

Erstmal eine schöne Idee? Doch wir sind uns nicht sicher, ob wir künstliches Fleisch essen würden. Allerdings verschieben sich die Grenzen mit jeder Generation. Was heute noch ungewöhnlich ist, ist morgen normal.

Noch ist die Herstellung von künstlichen Fleisch sehr teuer, doch in ein paar Jahren ist es durchaus denkbar, dass Du In-vitro-Fleisch in unseren Supermärkten kaufen kannst. Wie siehst Du das? Würdest Du künstliches Fleisch essen?

Miri

Ich war ungefähr zehn Jahre alt, als ich zum ersten Mal den Fleischkonsum meiner Familie boykottierte. Meine Erinnerung daran ist ein freundliches (Be-)Lächeln meines Vaters, ein besorgter Blick meiner Mutter und großes Unverständnis bei meinen Geschwistern. “Ist wohl so eine Phase..”, dachten sie sich.Tatsächlich war es auch nur eine Phase gewesen, vor allem weil ich mich damals noch nicht umfassend mit einer gesunden und ausgewogener Ernährung beschäftigen konnte (und für meine Familie natürlich auch Fleisch dazugehörte). Mein einziger Einwand bestand in meinen moralischen Bedenken, mir den Nachbarshund täglich für ausgedehnte Spaziergänge auszuleihen, ein Pflegepony zu versorgen und mich emphatisch mit den Tieren um mich herum zu verhalten und abends dann ein süßes Lamm auf meinem Teller zu haben. Schon damals wusste ich, dass ich mich mit dieser Doppelmoral nicht wohl fühlte. Ich wurde nach ungefähr vier Wochen Fleischabstinenz rückfällig, als es im Campingurlaub nach einem langen Strandtag Spaghetti mit Mettwürsten gab. Ich fühlte mich schlecht und gleichzeitig schmeckten sie unfassbar lecker. In den folgenden Jahren schob ich das Schuldgefühl und die Gedanken über Recht und Unrecht erfolgreich beiseite. Erst als ich auszog und im Laden selbst aussuchen durfte, was auf den Tisch kam, begann die Stimme in meinem Kopf wieder lauter zu werden. Ich wünschte ich könnte behaupten, dass die moralischen Gründe ausgereicht hatten, doch so war es nicht. Mir fiel in einem kleinen Bücherladen das Buch “Tiere essen” von Jonathan Safran Foer in die Hände. Ich brauchte es nicht einmal bis zum Ende zu lesen, um genügend Gründe für ein Überdenken meiner Essensgewohnheiten zu finden. Mir fehlt seitdem nichts und ich habe mich viel mit dem Thema beschäftigt und bin deutlich kreativer in der Küche geworden. Selten esse ich noch Fisch, genau wie Milchprodukte und Eier. Letztere bekomme ich tatsächlich von einem Arbeitskollegen meines Mannes, der die Hühner frei auf seinem Grundstück hält.

Müssen wir in allem 100% geben?

Für mich selbst versuche ich die Notwendigkeit von Produkten objektiver abzuwägen, gerade was zum Beispiel Leder in der Mode oder meinem Beruf mit Pferden angeht. Brauche ich das wirklich? Wie lange würde es halten, wenn ich ein Ersatzprodukt kaufen würde? Lieber bringe ich echte Lederschuhe ein paar Jahre zum Schuster, als mir einmal im Jahr neue (billigere) Schuhe zu kaufen, in denen ich mich draußen weniger gut stundenlang bewegen kann. Wahrscheinlich schafft es niemand von uns seinen Konsum zu 100% nachhaltig und fair für Tier und Umwelt zu leben. Deshalb möchte niemanden verurteilen, der auf Fleisch trotz der Belastung für unseren Planeten durch diese Industrie nicht verzichten möchte. Es wäre schon viel getan, wenn wir alle achtsamer konsumieren würden und uns bewusst machen würden, was unsere Gewohnheiten langfristig für Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser eigenes Leben haben werden. Für mich war die Entscheidung ein Gewinn. Ich habe damals ungeplant lästige Pfunde abgenommen, die mich schon mehrere Jahre gestört hatten und ich fühle mich seitdem gesünder, fitter und wohler in meinem Körper. Es mag sein, dass das nicht in direktem Zusammenhang mit meiner Entscheidung gegen Fleischkonsum steht, aber es hat für mich einen Stein ins Rollen gebracht und meine Augen ein bisschen weiter geöffnet für das Wissen um unseren ökologischen Fußabdruck, den wir auf dieser Welt hinterlassen werden.
Nina

  Eines muss ich gleich vorweg sagen: Ich bin nie ein großer Fleisch-Fan gewesen und außerdem kann ich es absolut verstehen, wenn man aus ethischen Gründen zum Vegetarier oder Veganer wird. Auch ich achte darauf, woher meine (tierischen und nicht tierischen) Lebensmittel stammen.   Und jetzt kommt das ABER. Mir ist klar, dass ich mit dieser Meinung ein bisschen alleine dastehe. Im Grunde geht es mir jedoch nur darum, noch einmal einen anderen Standpunkt zu beleuchten, weil ich persönlich mit einer komplett fleischfreien Ernährung leider schlechte Erfahrungen gemacht habe.    

DAS LEIDIGE THEMA DER NÄHRSTOFFVERSORGUNG

  Natürlich haben die Veganer unter Euch das jetzt schon tausend Mal gehört und ich weiß auch, dass man ganz viele Nährstoffe aus Pflanzen, Hülsenfrüchten und Superfoods bekommen kann.   Trotzdem:   Nachdem ich seit vielen Jahren eine ziemlich unzureichende Ernährungsweise verfolgt habe – einfach, weil ich es nicht besser wusste und mein Körper ja auch keine Probleme damit zu haben schien – bekam ich die saftige Rechnung. Und zwar in Form unzähliger Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten, chronischer Gesundheitsprobleme und akuten Entzündungen im Körper.   Natürlich betrifft das jetzt nur mich selbst, klar. Und bei Sandra kann man wunderbar sehen, wie eine richtig fitte Veganerin ausschaut 😉   Aber der zu beobachtende Trend zu gluten-, lactose- oder fructosefreier Nahrung in unserer Gesellschaft lässt darauf schließen, dass ich nicht die Einzige bin, der es so geht…  

Ein anderer Trend ist der Veganismus.

  Veganismus ist auf jeden Fall mehr als nur eine Ernährung, es ist eine Lebenseinstellung. Angesichts der skandalösen Entwicklungen in unserer Lebensmittelindustrie ist das nicht nur verständlich, sondern schlicht vorbildhaft.   Aber halten wir fest – Veganismus ist eben auch eine Art, sich zu ernähren bzw. seinem Körper die notwendigen Nährstoffe zuzuführen.    

EINE ANEKDOTE VOM REFORMHAUS-SHOPPING

  Erst neulich bin ich im Reformhaus mal wieder auf den einen typischen Veganer gestoßen.   Ich suchte bei den Backwaren nach etwas ohne Ei – weil ich dagegen allergisch bin – und fragte der Verkäufer, ob er da helfen könnte. Er fragte, ob ich vegan lebe und ich verneinte. Kurze peinliche Stille. Schließlich erwähnte er, dass er selbst vegan lebe und damit total zufrieden sei.   Ich sagte, dass ich das sehr löblich finde und selber auch darauf achte, wo ich mein Fleisch etc. kaufte. Es klang natürlich gleich wie eine Rechtfertigung. Ob er denn immer darauf achten müsse, dass er seinen Körper mit ausreichend Nährstoffen versorge, wollte ich dann wissen. Er winkte lachend ab und sagte “Ich lebe vegan seit ich 15 bin und bin daran noch nicht krepiert!”   Dazu muss ich sagen, dass er jetzt ca. 20 Jahre alt sein musste und bei näherem Hinsehen fielen mir seine fahle Gesichtsfarbe und die tiefen schwarzen Augenringe auf. Gesund sah er jedenfalls nicht aus. Er erinnerte mich an einen ehemaligen veganen Kollegen, der zum Mittag immer eine Dose Energiedrink mit Guarana trank und ein trockenes Brötchen verspeiste.   Ich will damit nur sagen, dass vegan leben eben nicht zwingend gesund ist.   Das Argument, man könne ja auch aus pflanzlichen Nahrungsmitteln alle möglichen Nährstoffe gewinnen und müsse es nur richtig machen, mag zutreffen – aber das ist für viele halt nicht so einfach. Und dann gibt es ja auch noch den „Fast-Food-Veganer“: Veganes Franzbrötchen von Kamps. Wenn ich das schon höre!   Aber natürlich gibt es auch genügend Menschen da draußen, die sich wirklich Gedanken machen, wie sie etwas bewegen können. Deswegen will ich nochmal betonen, dass dieser Artikel hauptsächlich eine informative Quelle sein soll 🙂   Es geht hier nicht darum, die  vegane Lebensweise  zu kritisieren oder jemanden davon abzubringen, durch seine Wahl ein Statement zu setzen. Ein Statement, das unsere Gesellschaft sicherlich bitter nötig hat.    

PFLANZLICHE NAHRUNG UND DIE BIOVERFÜGBARKEIT

  Wenn Du vegan lebst, dann musst Du Dir die wichtigsten Nährstoffe aus nicht tierischen Lebensmitteln verschaffen. Neben Obst und Gemüse isst Du wahrscheinlich viel Getreide und Hülsenfrüchte, oder?   Vielleicht weißt Du, dass beide eine ziemlich geringe Bioverfügbarkeit haben, das heißt, die in ihnen enthaltenen Nährstoffe kann Dein Körper relativ schlecht absorbieren. Hinzu kommt, dass Dein Körper beim der Verdauung mit den Antinährstoffen, wie z.B. Phytat, klarkommen muss. Das ist im Vergleich zur Verstoffwechselung von nährstoffreichen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte und Innereien ziemlich anstrengend.    

UM WELCHE NÄHRSTOFFE GEHTS?

  Also, ich habe mir das was ich hier schreibe nicht ausgedacht. Es gibt wirklich viele Studien, die belegen, dass die Nährstoffversorgung „schwierig“ ist. Konkret sind Mangelzustände von Vitamin B12, Kalzium, Zink, Eisen, den beiden langkettigen Fettsäuren EPA & DHA, und den fettlöslichen Vitaminen A & D belegt.   Am besten checkst Du als Veganer und Vegetarier öfter mal Deine Blutwerte – vielleicht ist ja auch alles bestens.   Hier ein paar Symptome, die bei den genannten Mangelzuständen auftreten könnten, pro Vitamin bzw. Spurenelement geordnet.    

VITAMIN B12

Ein Mangel an Vitamin B12 ist bei Veganern und Vegetariern besonders häufig. Neuesten amerikanischen Studien zufolge, sind 68 % der Vegetarier und sogar 83 % der Veganer unzureichend mit Vitamin B12 versorgt. Im Vergleich dazu sind nur 5 % der omnivoren Esser betroffen.   Unser Körper benötigt Vitamin B12 insbesondere zur Bildung roter Blutkörperchen. Des Weiteren schützt das Myelin, das Bestandteil der Markscheide der Nervenfasern ist. Mangelerscheinungen können sich wie folgt äußern:  
  • Müdigkeit
  • Schwächezustände
  • Gedächtnisverlust
  • Neurologische und psychische Probleme
  • Anämie
  Häufig wird unter Veganern und Vegetariern versucht, Vitamin B12 aus pflanzlichen Quellen wie Algen, Soja, Spirulina oder Bierhefe zu bekommen. Problematisch ist hier, dass diese Nahrungsmittel eigentlich nur das Vitamin B12 Analoga enthalten, wobei es sich um Cobalamin handelt, welches die Aufnahme von tatsächlichem B12 unterbindet und sogar noch mehr Bedarf hervorruft.  

KALZIUM

  Bei Vegetariern und omnivoren Essern gibt es auf dem Papier keinerlei Unterschied in Bezug auf die Kalziumaufnahme, was daran liegen könnte, dass jeweils ausreichend Milchprodukte verzehrt werden. Vegane Menschen haben hingegen oft einen Kalziummangel – siehe diese Studie aus den USA.   Die Bioverfügbarkeit pflanzlichen Kalziums wir durch hohe Level an Phytat und Oxalat eingeschränkt, da letztere die Aufnahme von Kalzium im Körper verhindern.   Die Bioverfügbarkeit von pflanzlichen Nährstoffen wird durch ihren Gehalt an Phytaten und Oxalaten geschmälert, was die Kalziumaufnahme im Körper verringert. Es ist auf jeden Fall richtig, dass Spinat und Grünkohl einen hohen Kalziumgehalt haben. Leider ist der Mensch biologisch nicht in der Lage, dieses enthaltene Kalzium ausreichend über die Verdauung aufzunehmen.   Um ausreichend Kalzium aufzunehmen, kann man z.B. 16 Portionen Spinat essen – oder einfach ein Glas Milch trinken. Man darf sich das als 33 Tassen frischen jungen Spinat vorstellen, bzw. 5-6 Tassen gekochten Spinat. So heißt es zumindest in einer Studie des American Journal of Clinical Nutrition.   Alleine an diesem Beispiel kannst Du sehen, dass es sich echt schwierig gestalten kann, eine vegane Ernährung zu praktizieren und dass es nicht ungefährlich ist.

EISEN

  Es hat sich gezeigt, dass Vegetarier und omnivore Esser eine ähnliche Menge an Eisen aus der Ernährung aufnehmen. Dennoch muss man auch bei Eisen – nicht anders als bei Kalzium – die Bioverfügbarkeit bedenken. Nicht nur die in den Pflanzen enthaltenen Phytate hemmen die Eisenaufnahme, sondern auch der Konsum von Kaffee, Tee und Milch-, und Sojaproteinen. Durch die Zufuhr von Vitamin C oder Milchsäure kann man den Körper wiederum bei der Absorption unterstützen.   An dieser Stelle könnt Ihr hier nachlesen, wie es um den Eisenhaushalt veganer Frauen aus Deutschland steht.   Interessant ist auch, dass der Deutsche Vegetarierbund in seinen Texten darauf hinweist, dass dreiwertiges pflanzliches Eisen eine geringere Bioverfügbarkeit hat, als das zweiwertige Eisen aus tierischer Quelle. Zwar können Veganer und Vegetarier sicherlich genauso viel Eisen aufnehmen, wie Menschen, die dem Fleischverzehr nicht abgeneigt sind. Aber auch hier gilt, dass es sich eben wesentlich komplizierter gestaltet.  

ZINK

  In den Industrieländern kommt ein ausgeprägter Zinkmangel eher selten vor. Auch hier verringern die pflanzlichen Schutzstoffe die Absorption des Minerals. Es wird vermutet, dass eine z.B. eine vegetarische Ernährung die Aufnahme um 35% mindert und selbst wenn die empfohlene Tagesdosis erreicht wird, kann noch eine Mangelversorgung auftreten. Daher empfiehlt eine US-Studie Vegetariern, ihre Zinkzufuhr ggü. omnivoren Essern um 50 % zu erhöhen.    

EPA UND DHA

  Pflanzliche Lebensmittel enthalten die beiden essentiellen Fettsäuren Linolsäure (Omega 6) und Alpha-Linolsäure (Omega 3). Der menschliche Körper kann diese nicht selbst bilden und muss sie daher über die Nahrung aufnehmen. Die meisten von Euch haben sicherlich schon einmal etwas von Omega 3 Fettsäuren gehört und dass es wichtig ist, z.B. viel Fisch zu essen. Dabei sind besonders die langkettigen Fettsäuren EPA und DHA von Bedeutung, weil sie vor einer ganzen Bandbreite von Krankheiten schützen sollen: Krebs, Asthma, Depression, ADHD, Autoimmun- und Herzkrankheiten.   Leider können wir die pflanzliche Alpha-Linolsäure nur ziemlich schlecht in EPA und DHA umwandeln: 5-10 % für EPA und lediglich 2-5 % für DHA. Vegetarier haben ca. 30 % weniger EPA und DHA als Menschen, die auch Fisch und Fleisch essen. Und bei Veganern liegt der Prozentsatz bei 50 % für EPA und bei sogar 60 % für DHA. Nachdem wir oben stehend gesehen haben, dass die ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen nicht immer gegeben ist, sollte man hier noch hinzufügen, dass die Umwandlung von Alpha-Linolsäure in DHA unter anderem von Zink und Eisen abhängt.    

FETTLÖSLICHE VITAMINE A UND D

  Die genügende Aufnahme von Vitamin A & D ist wahrscheinlich das größte Problem für Vegetarier und Veganer, wenn sie versuchen, ihren täglichen Bedarf an Nährstoffen zu decken. Beide Vitamine spielen eine wichtige Rolle im menschlichen Organismus: Vitamin A ist für ein starkes Immunsystem, Fruchtbarkeit, Sehstärke und die Gesundheit der Haut verantwortlich und Vitamin D reguliert z.B. den Stoffwechsel von Kalzium, reduziert Entzündungen im Körper und schützt vor bestimmten Krebsarten.   Tatsächlich sind beide der fettlöslichen Vitamine beinah ausschließlich und in konzentrierter Form in  tierischen Produkten  zu finden: Meeresfrüchte, Innereien, Eier und Milchprodukte. Wenn man davon absieht, dass einige Vegetarier und Veganer es schaffen, ihren Vitamin-D Haushalt durch eine bestimmte Pilzsorte zu verbessern, muss man sich doch vor Augen führen, dass omnivore Esser es leichter haben. Viel leichter. Denn Vegetarier sollen laut einer Studie bis zu 58 % und Veganer bis zu 74 % weniger Vitamin-D für einen gut funktionierenden und gesunden Organismus zur Verfügung haben.   Einige mögen nun protestieren und sagen, dass es Pflanzen gibt, die Vitamin A enthalten – z.B. Karotten. Allerdings stimmt das nicht so ganz, denn Karotten enthalten Beta-Carotin, einen Vorgänger des aktiven Vitamin A (Retinol). Beta-Carotin wird zwar vom Körper in Vitamin A umgewandelt, aber auch hier ist die Umwandlung unzureichend, wie die vom Ernährungspionier Weston A. Price gegründete namensgleiche Stiftung befindet.   Nur als Beispiel: wenn wir 1x pro Woche Leber konsumieren, haben wir die erforderliche Tagesdosis von 3000 IU bereits abgedeckt. Als Vegetarier oder Veganer bräuchte man ca. 3 große Karotten, 2 Süßkartoffeln oder ziemlich viel Grünkohl täglich, um zum selben Ergebnis zu kommen.  

(Mein persönliches) Fazit

  Wer wirklich auf Fleisch verzichten möchte – und auf alle anderen tierischen Produkte – der wird es schwer(er) haben, sich gesund zu ernähren.   Durch eine sorgfältige Auswahl an nährstoffreichen Lebensmitteln kann ein Vegetarier seinen Nährstoffbedarf abdecken, indem er Vollmilchprodukte und Eier aus kontrolliert ökologischen Betrieben oder vom Bauern im nächsten Dorf mit auf seinen Speiseplan setzt. Zwar fehlt es dann immer noch an EPA und DHA, die wie zuvor erwähnt beide unverzichtbar für eine ausgewogene Ernährung sind, aber diesen Mangel kann man durch Nahrungsergänzungsmittel ausgleichen.   Was eine rein vegane Ernährung betrifft, so gibt es zurecht Stimmen, die daran zweifeln, dass der Nährstoffbedarf gedeckt werden kann. Jedenfalls nicht ohne die lebenslange Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Und nicht zu knapp. Veganer ernähren sich generell Vitamin B12, A und D-arm, haben aufgrund der geringen Bioverfügbarkeit in Pflanzen nicht genügend Eisen und Zink und benötigen eine zusätzliche Zufuhr an EPA und DHA.   Für all die Veganer, die es in unserer Gesellschaft aus absolut nachvollziehbaren Gründen gibt, passt darauf auf, dass ihr Euren Tagesbedarf an Nährstoffen abdeckt und macht Euch unbedingt über die richtigen Nahrungsergänzungsmittel schlau.   Ein Vitamin B12-Mangel gepaart mit sehr niedrigen Eisen und Vitamin D-Werten kann zum Beispiel erheblichen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben. Der Körper bekommt das Signal, dass sein Umfeld ihm nicht genug Nährstoffe bietet und will sich dann bestimmt nicht vermehren! Auch Blutanämie, Haarausfall und andere Symptome in den Bereichen von unangenehm bis lebensbedrohlich können die Folge sein.   Sicherlich kennen auch viele unter Euch Menschen im näheren Umfeld, denen es als Veganer oder Vegetarier blendend zu gehen scheint. Hier sollte man sicherlich nochmal an die Tatsache erinnern, dass es natürlich auch genetische Unterschiede gibt – einige können z.B. Beta-Carotine und Alpha-Linolsäure viel leichter in die aktiven Formen (Retinol und EPA/DHA) umwandeln, als andere. Es dauert dann auch individuell länger, bis Mangelzustände auftreten.     Aber wer weiß das schon bei sich?
Sandra

Warum ich mich vegan ernähre?

Fleisch gehörte bei uns zu Hause immer auf den Teller. Als Kind österreichischer Eltern lernte ich schon früh die Gaumenfreuden unseres Landes, aber auch der Balkan- und böhmischen Küche kennen. Ich hatte mich der Tradition zu fügen, ob ich wollte oder nicht. Ohne Schwein, Huhn oder Kalb ging da gar nix und auch Milchprodukte und Eier waren von Beginn an fester Bestandteil meiner Essensroutine.

Aber ich kannte es nicht anders. Cevapcici und Kotelett, Kinderschnitzel, Leberkäs’ Semmel und Fischstäbchen – Letzteres gar nicht österreichisch und total fies, ich habe diese kleinen ekeligen Dinger nie gerne gegessen, aber was auf den Tisch kommt…..!

Nachdem ich mich zum Frühstück jahrelang mit “Striezel” (Hefezopf) oder Marmorkuchen gestärkt und auf den Tag vorbereitet hatte, durften wir in der Schule zwischen Kakao oder Molke wählen und zu Mittag gabs Fertigsuppe und “Fleischlaberl” (zu Hochdeutsch: Buletten). Mmmmh „Vitaminbomben” !

Glücklicherweise trat eines lieben Tages mein Stiefpapa Helmut ins Leben meiner Mutter und mir. Und mit ihm zog eine buntere Esskultur bei uns ein, denn Helmut war und ist leidenschaftlicher Koch. Es gab weiterhin deftige Gerichte, aber er achtete immer darauf, uns auch mit Salat und Gemüse zu versorgen.

Nichtsdestotrotz ließen meine Ernährungsgewohnheiten bis ins zarte Erwachsenenalter hinein zu wünschen übrig. Das äußerte sich auf der Waage, aber auch darin, wie ich mich körperlich und geistig fühlte – unfit durch und durch.

Erst als ich mein neues Leben in Köln begann, erweiterte sich mein Horizont an vielen Fronten. Ich war auf mich allein gestellt, als Neuling in einer fremden Stadt, in einem neuen Land. Und damit war ich offener für neue Einflüsse.

Plötzlich lernte ich Menschen kennen, die ohne Fleisch lebten, wow (vegan lebende Menschen gab es damals kaum!) – und mit ihnen eine andere Sichtweise auf die Dinge. Erstmals hörte ich was von “Massentierzucht” und den gesundheitlichen Folgen des massiven Verzehrs von Fleisch und tierischen Produkten auf unsere Gesundheit und Umwelt.

Die Entscheidung auf Fleisch und Fisch zu verzichten, traf ich schließlich von heute auf morgen. Das ging ganz schnell.

Ich hatte damals ein Buch über Vegetarismus gelesen, mich mit der Materie eigentlich nur ganz locker beschäftigt. Irgendwann hat es “Klick” gemacht. Seither habe ich keine Tiere mehr gegessen. Mittlerweile ist das fast 14 Jahre her und ich bereue und vermisse nichts – die beste Entscheidung meines Lebens.

Seit knapp 7 Jahren ernähre ich mich zum größten Teil rein pflanzlich und auch das bereue ich keine einzige Sekunde – im Gegenteil, es war der logische und konsequente nächste Schritt.

Ich bin überzeugt vom pflanzlichen Lifestyle, von den Vorteilen der veganen Ernährungsform und dennoch kommt es auch bei mir vor, dass ich Ausnahmen mache. Veganismus begreife ich nicht als Religion, sondern als Investition in meine und die Gesundheit meiner Mitmenschen sowie in die Zukunft unserer Nachkommen.

Jeder Mensch muss für sich selbst abwägen. Was für mich sehr leicht war, kann für einen anderen Menschen fast unmöglich scheinen. Denn Essen, Genuss ist Teil unserer Identität. Und die will und kann man oft nicht einfach so über Bord werfen.

Wenn Du Dich allerdings für das Thema Veganismus interessierst und wissen möchtest, warum ich mich so ernähre, dann lies weiter.

Wo fange ich an, wenn es um die Vorteile dieser Ernährungsform geht? Es gibt mittlerweile so viele Blogs und Quellen, die sich mit den Vorteilen auseinandersetzen und zeigen, wie sich eine pflanzliche Ernährung easy und mit Freude in den Alltag integrieren lässt.

Ein bisschen “Food for thought”:

ETHIK

Hands down. Für die Produktion von Fleisch, Fisch, Ei- und Milchprodukten leiden Tiere. Das ist so.

Warum Hunde und Katzen lieben, aber Schweine, Hühner und Kühe essen?

Ich kann Dir den Film “Earthlings” von und mit Schauspieler Joaquin Phoenix nur wärmstens ans Herz legen. Du brauchst Courage, wenn Du Dich damit auseinandersetzt, aber Wissen ist Macht.

Was passiert, bevor Du Dein Stück Fleisch auf dem Teller hast?

GESUNDHEITLICHER ASPEKT

 

Die vegane Lebensweise hat mir auf ganzer Linie geholfen, mein körperliches Wohlbefinden zu steigern. Ich habe mehr Energie, bin dadurch leistungsfähiger und fitter als noch in jüngeren Jahren.

Ich habe, nachdem ich auch Milchprodukte aus meinem Speiseplan gestrichen habe, 10 KG Fett abgenommen. Auch wenn das für manche wenig klingen mag, war dieser Gewichtsverlust ein riesiger Schritt für mich in die richtige Richtung.

Mein Immunsystem ist stärker und auch geistig bin ich auf einem komplett anderen Level, was natürlich auch am älter werden liegen könnte 😉

Über die Jahre habe ich diverse Bluttests machen lassen und diese untermauern mein gefühltes Ergebnis.

Es gibt eine Reihe an Büchern und Artikeln, die sich mit den gesundheitlichen Aspekten und Vorteilen einer veganen Ernährung auseinandersetzen.

Hier eine Auswahl an Filmen, Bücher und Seiten, die ich Dir ans Herz legen kann:

Jonathan Safran Foer Buch “Tiere Essen”

Stanford Professor Randall Stafford über vegane Ernährung

Ärzteprojekt zur Verbreitung veganer Ernährung für Gesundheit und Wohlergehen

Die China Study – Buch 

UMWELT

 

Die industrielle Landwirtschaft ist für einen großen Teil der hohen Klimabelastung verantwortlich. Das ist Fakt.

Die Weltbevölkerung hat sich seit den 60iger Jahren verdoppelt, die weltweite Produktion von Fleisch vervierfacht. Dabei rückt mittlerweile auch ein Kontinent wie Asien nach vorne, denn dort ist der Konsum von Fleisch und Milchprodukten in den letzten Jahren stärker geworden. Ein neuer Markt für die Nahrungsmittelindustrie.

Um Fleisch für so viele Menschen zu liefern, muss in Massen produziert werden. Wie der deutsche “Fleischatlas 2016” zeigt, gibt es immer mehr riesige Mastanlagen – Bauernhöfe werden weniger. Und Massenproduktion kann nicht ethisch sein.

Um weltweit 1 KG Fleisch zu “erzeugen”, werden je nach Tier 7 – 16 KG Getreide oder Sojabohnen verfüttert. Das Getreide könnte man auch jenen Menschen zuführen, die hungern.

Dafür werden Regenwälder gerodet und der Lebensraum unzähliger Tierarten und die „grüne Lunge” unserer „Mutter Erde” zerstört.

Zudem verursachen die gezüchteten Kühe durch Einsatz von Kraftfutter, Sojafutter und Antibiotika Methanemissionen – und diese tragen zu einem großen Teil zur Klimaerwärmung bei.

Auf folgenden Seiten kannst Du mehr zum Thema nachlesen:

UN Bericht zu den Folgen der Fleischproduktion

Albert-Schweitzer-Stiftung über Veganismus

Das Thema ist so weitreichend, dass ich hier nur ein paar “hard facts” anmerken kann, sonst sprengt das den Rahmen.

Als Fazit kann ich sagen, dass es sicherlich schon ein Schritt in die richtige Richtung ist, sich bewusst mit Ernährung und den persönlichen Konsumentscheidungen (in alle Richtungen übrigens!) auseinanderzusetzen. Den Rest muss jeder Mensch für sich selbst entscheiden.

Und: Vegan macht Spaß, PROBIERS mal aus!

Meinungen, Fakten und persönliche Geschichten. Wir wollen wissen: “Fleisch essen” – ja oder nein? Was ist Deine Meinung?

2 Kommentare

  1. Siegfried Büeler

    Hallo,

    erstmal vorweg, ich habe früher auch gerne Fleisch gegessen. Frei nach dem Motto, je billiger desto besser. Es hat dann eine ganze Weile gedauert, bis ich mal angefangen habe mein Konsumverhalten zu hinterfragen. Dies geschah hauptsächlich durch Bekannte und Freunde, die mich durch ihr Konsumverhalten dazu inspiriert haben meines zu überdenken. Wenn ich mich für etwas interessiere, dann wird jede Quelle gecheckt und gründlich recherchiert. Und was könnte nicht interessanter sein, als die eigene Ernährung?

    Nun, wer sich intensiv mit dem Thema Fleischkonsum auseinander setzt und alle Fakten hinerleuchtet, der wird unweigerlich den Schluss ziehen müssen, auf Fleisch auf seinem Speiseplan zu verzichten, denn der ethische und ökologische Rattenschwanz, den die Fleischindustrie mit sich zieht, ist ein nicht mehr zu schluckendes “Kotelett”.

    Ich bin gelernter Goldschmied, Künstler und Schmuckdesigner. Diesem Umstand habe ich es zu verdanken meine Ansichten bezüglich meines Konsumverhaltens meinen Mitmensch in Form von Schmuck kommunizieren zu können. Ich finde Schmuck ist ein perfektes Medium um seine Überzeugung stylish nach außen zu “tragen”. Ich empfinde es sogar als Pflicht für kreative Menschen, durch ihre Arbeiten, dieses und weitere Themen der Nachhaltigkeit ihren Mitmenschen mitzuteilen.

    Der Konsument ist heutzutage viel zu sehr mit alltäglichen Gewohnheiten beschäftigt, ohne diese zu hinterfragen. Er nimmt sie in Kauf, sieht sie als selbstverständlich an und macht sich von ihnen abhängig.

    Eine Gewohnheit ist der tägliche Fleischkonsum. Die Masse an Fleisch, die verzehrt wird, zieht immer größer werdende Mastbetriebe und Fleischtheken in den Supermärkten mit sich. Die Langzeitfolgen des Konsums von Fleisch, welches von Tieren stammt, die mit Antibiotika und Wachstumshormonen behandelt wurden, sind noch nicht abzuschätzen. Diesen Teufelkreis gilt es zu durchbrechen.

    Durch Mittel der Subversion, die in meinem Schmuck immer wieder Platz findet, möchte ich mit meiner Kreativität meinen Beitrag zu einer besseren und bewussteren Zukunft leisten.

    Im Fokus meiner Bachelor Arbeit steht der Verzicht auf Produkte aus der Massentierhaltung. Durch extreme Konfrontation soll der „Fleischfresser“ „geheilt“ werden. Kiloschwere Halsketten aus Edelstahl symbolisieren das Gewicht des Themas. Die immer wiederkehrenden Tierformen manifestieren sich im Gehirn des Betrachters. Fleischerhaken vermitteln dem Träger ein beklemmendes Gefühl. Bio Trockenfleisch und Rheingold stehen als „Notration“ für die Weltwirtschaftskrise.

    Ich freue mich über feedback und jede andere Form von Einfluss, Inspiration oder Unterstützung.

    LINKS ZU MEINER WEBSEITE:
    https://siggnatur.com/

    … immer schön nachhaltig bleiben… 😉
    Siegfried Büeler

    Antworten
    • Jojo und Jezz

      Hi Siegfried, ich erinnere mich an Dich. Wir haben uns mal auf Koh Phangan kennen gelernt. Verfolge ab und an was Du so treibst. Weiter so!

      LG Jojo

      Antworten

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