Wie du einen Unverpackt-Laden eröffnest – gute Tipps und Erfahrungen
Es gibt da draußen mutige Menschen, die sich getraut und einen Unverpackt-Laden eröffnet haben. Diese Menschen haben es sich zur Aufgabe gemacht uns allen unverpackte Alternativen zu bieten. Es sind in den letzten Jahren einige Läden entstanden.
Wenn auch du mit dem Gedanken spielst, deiner Region einen Unverpackt-Laden zu schenken, dann ist dieser Beitrag für dich. Wir haben Gründer:innen nach Tipps gefragt. Hier kommen Erfahrungen und Motivation. Los gehts!
Wenn die Vision da ist, einfach anfangen. Wo genau du anfängst ist wahrscheinlich relativ egal. Wir haben zuerst Kontakt zu einem Großlieferanten aufgenommen, uns eine Mailadresse eingerichtet und ein kurzes, grobes Konzept aufgeschrieben. Zwei Wochen später haben wir bereits einen günstigen Verkaufsanhänger gekauft – durch diese „Verpflichtung“, dass wir ja nun einen Anhänger gekauft haben, haben wir trotz Hürden weitergemacht. Hinter allem steht natürlich, dass du es wirklich möchtest. Dann schaffst du auch die Hürden und dir werden die Türen von ganz alleine geöffnet. Solltest du dann doch nicht weiter machen wollen? Unserer Meinung nichts schlimmes: dann verkaufst und löschst Dinge wieder und speicherst dir deine Erfahrungen.
Weitere Tipps:
- Viele Firmen senden dir kostenlose Probepakete zu. So kaufst du bei einer Erstbestellung nicht die Katze im Sack.
- Als Unverpacktladen auf Rädern für den Wochenmarkt wird eine so genannte Reisegewerbekarte ausgestellt.
- Auch als Selbstständige/r kannst du dich freiwillig gesetzlich versichern.
- Offene Säcke von z.B. Nudeln können gut mit großen „Schnappis“/Klemmen verschlossen werden.
- Nur die Produkte anbieten, hinter denen du auch stehst.
- TSE-fähiges Kassensystem nutzen. Es muss kein System aus Deutschland sein. Wir nutzen „ready2order“ und das soll laut dem Steuerberater auch gut klappen.
- Hinter jeder Firma stecken Menschen mit Bedürfnissen: ein offener und ehrlicher Austausch wird unserer Meinung nach sehr geschätzt.
Jonas: Mann muss wissen man ist dann eben selbst und ständig.
Louisa: Verhandelt werden muss immer mindestens zweimal. Ob das Rabatte, Versandkosten oder Verträge sind.
Tipp 1: Rechnet immer ein großes Lager mit ein, dass Sortiment wird immer größer und hinter jedem Produkt im Food Bereich ist ein 25 Kg Sack im Lager, da brauch es unbedingt Platz.
Tipp 2 : Füllt eure Foodartikel in Weißblecheimer ab, bei Bioprodukten ist es wichtig das diese ordentlich verschlossen sind und manchmal doch ein Befall von kleinen Lebewesen vorkommen kann. Somit stellt Ihr sicher, dass nichts rein und nichts raus kommt.
Die normalen Lieferverpackung (Kraftpapier) ist auf Dauer, vor allem im Sommer, eher ungeeignet.
Tipp 3: Haltet euch Rücklagen für etwaige Steuerzahlungen durchs Finanzamt oder Zahlungen der Jahresabschlussrechnung durch den/die Steuerberater*in.
Tipp 4: Seid ehrlich und transparent zu den Kunden, Authentizität wird wertgeschätzt und sichert euch treue Kunden und vielleicht sogar freundschaftliche Begegnungen im Laden.
Tipp 5: Richtet euer Sortiment nicht sofort auf alle Kunden aus. Macht eine Tafel mit Wünschen an die Striche gemacht werden können um euer Sortiment lokal abstimmen zu können.
Somit wird euer Sortiment nicht unnötig aufgeplustert und Ihr habt nicht so viele Ladenhüter im Laden stehen.
Tipp 6: Reicht Anträge für Genehmigungen weit im Voraus bei der Stadt ein (2-3 Monate). Diese brauchen ewig wenn Ihr sonst einfach so loslegen wollt.
Tipp 7: Rechnet euch viel Zeit für die Buchhaltung ein (bestimmt 40%). Bei vielen Händlern gibt es viele Belege und Buchungen die geordnet, gestempelt und abgeheftet werden müssen.
Wir können allen Neugründern nur ans Herz legen, digitale Medien (Instagram, Facebock, Tick Tock, den Whats-Up Status des Handys etc.) zu nutzen um hiermit kostenloses Marketing für den Laden zu betreiben.
Am besten schon vor der Eröffnung. Nehmt die zukünftigen Kunden/ Kunden mit beim Aufbau des Ladens. Gern auch mit Tipps und Ideen für ein müllfreies Leben. Das kommt gut an und ist authentisch.
Tut euch zusammen und vernetzt euch! Sowohl mit der Stadt als auch mit anderen Unverpackt-Läden sowie Akteuren in eurer Umgebung, denen das Thema Nachhaltigkeit am Herzen liegt. Mit gegenseitigem Support lässt sich so viel mehr bewegen und voneinander lernen. Einzelkämpfer gibt es schon genug auf der Welt.
Netzwerken! Vernetzt euch mit anderen Gründer:innen, Gleichgesinnten und eurer Nachbarschaft. Mit einer starken Community und gegenseitigem Support ist es leichter, neue Wege zu gehen – und es macht auch viel mehr Spaß 🙂
Wir haben die Erfahrung gemacht (und wir sind zu dritt), dass der zeitliche Umfang nicht zu unterschätzen ist. Wir haben alle drei Familie und es funktioniert nur, wenn diese einem den Rücken frei halten. Neben den reinen Öffnungszeiten steht (nahezu täglich) Folgendes an: Putzen (sofern man sich nicht gleich ’ne Fee zulegt), Bestellwesen, Buchführung, Lieferantengespräche…und das Miteinander darf auch nicht zu kurz kommen. Zum Beispiel bei der Auswahl neuer Produkte usw. …
Es macht riesig viel Spaß, aber man sollte eben gut planen.
Für die Gründung und das Weiterkommen ist der Austausch mit anderen Ladnern -auch sehr gern erfahrenen- essenziell.
Hierfür ist zum Beispiel auch der Unverpackt Verband e.V. ein tolles Bindeglied. Ich würde immer wieder schon in der Planungsphase eintreten.
Die Kosten für die Mitgliedschaft sind wirklich sehr gering. Die Informationen dafür unbezahlbar!
Das sind unsere 4 Tipps:
- Auf jeden Fall darauf achten, dass das Lager nicht zu klein ist. Viele Läden machen den Fehler, dass nicht zu tun und bekommen dann nachher große Probleme.
- Mitglied im Unverpackt Verband werden. Hier bekommt man nicht nur großartigen Austausch und eine Gefühl des Miteinanders, sondern auch große Starthilfe und darüber hinaus zahlreiche Unterstützung und Vergünstigungen.
- Ein Praktikum in einem bestehenden Unverpackt Laden machen. Denn so beantworten sich viele Fragen, die man vorher noch nicht mal zu stellen gewusst hätte.
- Ein großes Non Food Sortiment, Zero Waste Produkte, einplanen. Das ist ein wesentlicher wirtschaftlicher Standpunkt der Unverpackt Läden. Nur mit Lebensmittel ist es schwer.
Hier meine Tipps:
- Kaufmännische Kenntnisse sind eine Grundvoraussetzung
- Unverpackt ist die Nische von der Bio-Nische, d.h. viele Menschen reden vom unverpackten Einkauf, setzen es aber nicht um. Also rechnet eher defensiv
- Erstellt einen Businessplan, nur für Euch, ohne ihn zu „schönen“.
- Das führen eines Ladens ist harte Arbeit, sowohl körperlich und mental, als auch zeitlich (60 bis 80 Wochenstunden)
- Sucht Euch Unterstützung von Profis (Unternehmerberater, Ladenbauer, Buchhalter, Schädlingsbekämpfer, usw.)
- Achtet auf Eure Liquidität
Für Gründer haben wir zwei Tipps:
- Kümmert euch frühzeitig um den Businessplan / eure Zahlen (Das nimmt sehr viel Zeit in Anspruch)
- Macht unbedingt ein Praktikum in einem Unverpacktladen. Ein Blick hinter die Kulissen nimmt vielleicht erstmal die Romantik vom eigenen Laden, zeigt aber, an was man alles denken muss. Welche Vorschriften es gibt und welche Abläufe. Dann kann man schon mal gut entscheiden „Möchte ich das so?“
Mein Ratschlag nach 1 Jahr unverpackt Laden:
Trotz der derzeitigen Situation sind die Menschen bereit unverpackt einkaufen zu gehen. In dem ersten Jahr war es ein auf und ab. Mittlerweile stabilisiert sich das ganze wieder. Ich bereue keine Minute „Einfach Lose“ eröffnet zu haben. Und freue mich über viele viele weitere Jahre und vor allem viele viele Projekte.
Zu mir ich bin alleinerziehende Mutter von 2 wunderbaren Mädels. Ich habe „Einfach Lose“ dank des ersten Lockdowns, zu fast 95 % komplett alleine aufgezogen, ich war Handwerker, Manager, Einkäufer, Bastler, und gleichzeitig Lehrerin im Homeschooling.
Also mein Ratschlag, wenn du dein Ziel „Unverpacktladen“ vor Augen hast, realisiere es. Das wird die Zukunft sein.
Mein Ratschlag ist: Nutze was du bereits hast. Müllreduzierung muss nicht teuer sein. Du hast Altglas zu Hause? Klasse, reinige es und befülle es wieder. Du hast noch Leinentaschen rumfliegen? Die eignen sich super für trockene Lebensmittel im Unverpacktladen und sind auch viel leichter als Gläser. Auch Plastik kann man wiederverwenden und die Lebensdauer somit verlängern.
Schau dich um und nutze die Dinge, die du bereits besitzt so lange wie es geht. Mit ein bisschen Kreativität kann man sehr günstig Müll reduzieren. Und ganz wichtig, lass dich nicht entmutigen, sondern mach kleine Schritte in die richtige Richtung.
- Ein wichtiger Tipp als aller erstes: Leidenschaft. Sich selber umzustellen bevor man diesen Weg wagt. Wenn du selber nicht so lebst, dann bist du auch nicht gerne in deinem eigenen Laden.
- Der zweite wichtige Tipp: Inspiration. Lasst euch inspirieren. Besucht viele Unverpackt-Läden, denn jeder bringt irgendwo sein eigenen Touch mit rein und bastelt euch dann eure eigene Idee zusammen. Es gibt viele Möglichkeiten.
- Der dritte wichtige Tipp: Region unterstützen. Versuche mit Bauern aus deiner Region zusammen zu arbeiten. Versuche allgemein mit Menschen aus deiner Region zusammen zu arbeiten. Es ist eine riesige Werbung und ein super Mundpropaganda.
- Der vierte Tipp: Melde dich im Unverpackt-Verband an. Dies ist eine sehr gute Hilfe für den Start, da du hier fragen von allen Unverpackt-Läden beantwortet bekommst und auch siehst was andere für Fragen haben. Denn manchmal tauchen Fragen auf, die auch für dich interessant sein können. Noch dazu findest du bei denen auch Lieferanten, woher du deinen Lebensmittel usw. beziehen kannst.
Frag neue Lieferant*innen immer, welche Verpackungsart genutzt wird und/oder ob sie eine plastikfreie Verpackung oder Polsterung verwenden können. Mach ihnen klar, dass ihr sonst nicht ins Geschäft kommt. Bleib hartnäckig oder finde eine alternative Bezugsquelle.
Ein paar Tipps für neue Gründer:innen:
- Zuerst einen Business Plan schreiben
- Du musst dich gut mit der Idee identifizieren können
- Du solltest bereit sein viele Stunden zu arbeiten (auch wenn es sich mit der Zeit regulieren wird)
- Du solltest bereit sein, etwas zu bewegen
- Geduld haben
- Du solltest an deiner Idee dran bleiben
- Mit der unverpackt Community in Kontakt treten ( FB Gruppe, Verband, Ladenbesuche)
- Versuche nicht das Rad neu zu erfinden
Vernetze dich mit dem Unverpackt-Verband, dann bist du mit der ganzen Branche vernetzt und bekommst alle Ratschläge.
Unsere Tipps & Ratschläge:
- Sich ausreichend Zeit für den Businessplan und die Standardanalyse nehmen
- Andere Unverpacktläden besichtigen
- Falls es schon Unverpacktläden in deiner Stadt gibt mit den Eigentümern zusammensetzen und einen gemeinsamen Austausch suchen
- Crowdfunding eher als Marketingmittel und nicht als Finanzierungshilfe ansehen und sich bewusst darüber sein, dass es sehr viel Zeit und Energie bedarf
- Falls im Team gegründet wird gerade in stressigen Zeiten einen externen Mediator hinzuziehen
Mache eine Woche Praktikum in einem Unverpacktladen, um alle deine Fragen beantworten zu können und auch um die Abläufe kennenzulernen.
- 2019 habe wir Alina & Theres von Unverpackt Bamberg besucht. In dem Interview erzählen sie euch von ihren Erfahrungen.
Konntest du ein paar Dinge mitnehmen? Bist du motiviert? Hast du vielleicht selbst schon Erfahrungen sammeln dürfen? Wir freuen uns auf dein Feedback.
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