Permakultur-lernen

Was ist Permakultur? – Einblicke in eine zukunftsfähige Denkweise

„Wenn etwas beschissenes passiert, mache ich Dünger daraus.“ – Filmzitat: Chopsticks 2019

Oft schaut sich der Mensch Probleme an und versucht diese dann zu minimieren. Da wir schuld an den meisten Problemen in unserem Ökosystem sind, wäre also schlussendlich die Lösung des Problems – uns selbst zu eliminieren. Somit bekommt jede Umweltschutz-Diskussion einen bitteren Beigeschmack.

So denkt man in der Permakultur jedoch nicht. Man sieht sich nicht als Problem, sondern als Teil der Lösung. Es geht nicht darum seinen Fußabdruck zu minimieren. Es geht darum einen positiven zu hinterlassen.

Die ersten die den Begriff Permakultur geprägt haben, waren der Australier Bill Mollison und sein Schüler David Holmgren. Nach Europa getragen und an das gemäßigte Klima angepasst wurde dieses Konzept vor allem durch den Engländer Patrick Whitefield.

Doch auch wenn der Begriff Permakultur recht neu ist, so stammen manche Prinzipien und Handlungsanweisungen aus längst vergangen Zeiten. So meinte Josef Holzer, Sohn von Sepp Holzer der in der deutsche Permakultur-Szene recht bekannt ist, dass der Krameterhof schon nach Permakultur-Prinzipien bewirtschaftet wurde, schon bevor sie jemals etwas davon gehört hatten.

Was ist Permakultur?

Der Begriff Permakultur hat für viele Menschen unterschiedlichste Bedeutungen. Oft wird auch die Begriffszusammensetzung erklärt, die sich aus den Worten Permanent und Agrikultur ergibt.

Es ist richtig, das sich ein großer Teil der Permakultur mit der Landwirtschaft beschäftigt. Doch um Lebensräume zu gestalten, die Permanent und Zukunftsfähig sind, werden alle Bereiche des Lebens betrachtet. Permakultur beschäftigt sich mit Wasserressourcen, Energie, Verkehr, Ästhetik, …

Patrick Whitefield definiert :

„Im Grunde geht es darum, natürliche Ökosysteme als Modelle für unsere eigenen menschlichen Lebensräume zu verwenden. Natürliche Ökosysteme sind, fast definitionsgemäß, nachhaltig und wenn wir imstande sind zu verstehen wie sie funktionieren, können wir dieses Verständnis nutzen, um unsere eigenen Lebensweisen zukunftsfähiger zu gestalten.“ (Patrick Whitefield, Was wir für die Erde tun können,  S.17)

Der permakulturelle Blick richtet sich also auf natürliche Ökosyteme (Beipiel: Wald) und versucht von den Prozessen zu lernen. Das Konzept zielt darauf ab, dauerhaft funktionierende und naturnahe Kreisläufe zu erschaffen.

Der Waldgarten

Einen Einblick in ein natürliches Ökosystem bekommen wir, indem wir uns den Wald anschauen. Er braucht keine externen Ressourcen außer Regen, Sonnenschein und dem Gestein auf dem er seinen Boden entstehen lässt.

Ein Getreidefeld hingegen benötigt jährliches Pflügen, Säen, Düngen, Maßnahmen gegen Unkräuter, unerwünschte Tiere und Pflanzenkrankheiten. Der offene Boden ist der Witterung ausgesetzt und geht durch Erosion verloren. Dies zerstört wiederum das Bodenleben.

Daher versucht man in der Permakultur eher einen Garten zu gestalten der sich an der Struktur des Waldes orientiert. Im Waldgarten geht der Lebendige Boden nicht verloren, im Gegenteil, die Humusschicht baut sich im laufe der Zeit immer weiter auf.

Ein Waldgarten ist allerdings nur ein Teil der Permakultur. Permakultur ist noch viel mehr als natürliche Ökosysteme direkt nachzubilden. Wir versuchen hinter die Kulissen von Ökosystemen zu blicken und betrachten die Prinzipien nach denen sie arbeiten. David Holmgren hat daher 12 Permakultur-Prinzipien definiert, nach denen sich alles weitere Handlungen ableiten lässt.

Die Ethik der Permakultur

Da Patrick Whitefield in seinem Buch „Was wir für die Erde tun können“ die Ethik der Permakultur einfach großartig beschreibt, möchte mal versuchen seine Gedanken hier anzureißen.

Grundlegend gilt für die Ethik der Permakultur:

„Für die Erde sorgen, für den Menschen sorgen und gerecht teilen“

Um zu verstehen, in welches Entscheidungs-Dilemma wir immer wieder geraten, schauen wir uns mal die Entwicklung der menschlichen Ethik an:

1. Die egoistische ethische Haltung

Gut ist, was meiner Wenigkeit nützt.

2.– Die Ethik der Stammeszugehörigkeit

Es gibt eine Wir-Gruppe (Familie, Freunde, Nationalität).

Gut ist, was meiner Wir-Gruppe nützt.

Hallo Rassismus, Sklaverei und Krieg.

3.– Die humanitäre Ethik

Alle Menschen sind gleich.

Gut ist, was den meisten Menschen nützt.

Sollte Status quo sein, zumindest in der Theorie.

4.– Die ökologische Ethik

Gut ist, was allen fühlenden Wesen und der ganzen Erde nützt.

Wenn wir einen zukunftsfähigen Lebensraum haben wollen, sollte die Entwicklungsstufe unser Ziel sein.

Je nach Anlass entscheiden wir nach einer dieser Ethiken. Wenn wir vor der Frage stehen, ob ein Pockenvirus auch ein Recht auf Leben hat, dann wird es richtig kniffelig. Inwieweit hier eine Diskussion noch Sinn ergibt, muss jeder selbst entscheiden. Es braucht eben immer individuelle Lösungen. Einfache Regeln, die kein Hirn benötigen wären schön, sind aber eher unrealistisch.

Die ökologische Ethik braucht Bescheidenheit. Immer wenn wir Menschen natürliche Systeme für unsere Zwecke verändern, geht oftmals Vielfalt und Stabilität verloren.

Daher sollten wir uns zwei Ziele setzen:

  • Möglichst wenig Erdoberfläche durch menschliche Einflüsse verändern.
  • Systeme die wir für unsere Bedürfnisse erschaffen, sollten sich natürlichen Ökosysteme zum Vorbild nehmen. Hier greift die Grundidee der Permakultur.

Gerechitigkeit und Emotionen

In unserer Geschichte hat sich herausgestellt, dass technische Lösungen leichter zu finden sind als zwischenmenschliche. Auch wenn wir nicht für alles eine Antwort haben, kennen wir viele Möglichkeiten um etwas zum positiven zu verändern. Doch was uns von der Umsetzung abhält, sind oftmals unsere Gefühle. Neid, Gier und Angst sind Emotionen die uns blockieren. Daher ist unser ökologisches Problem meist ein emotionales und kein technisches. Daher ist es unerlässlich das wir uns auch um die innere Welt, um die geistige Ebene kümmern.

Konsum und Wachstum begrenzen und Überschüsse verteilen

Ich denke, uns ist klar, dass wir in den entwickelten Ländern ein vielfaches mehr an Ressourcen und Energie verbrauchen. Doch auch andere Nationen rücken verständlicherweise nach. Welche Auswirkungen das hat, muss ich hier glaube nicht weiter ausführen.

Der persönliche Verzicht ist also keine Möglichkeit mehr, sondern eine zwingende Maßnahme. Die Idee uns zu beschränken ist vor allem für viele Wohlhabende ein Graus. Dennoch müssen wir anerkennen, dass wir auf einem endlichen Planeten leben.

Schaffen wir es dies zu akzeptieren, kann sich ein Gefühl der Befreiung einstellen. Wir versuchen die ökologischen Folgen unseres Leben zu verstehen und beginnen mit dem Prozess der Veränderung. Dann finden wir wieder den Raum uns auf die wertvollen – die geistigen, künstlerischen und geselligen Seiten des Lebens zu konzentrieren.

Wo fange ich an?

refuse >>> reduce >>> reuse >>> repair >>> recycle

verzichten >>> vermindern >>> wiederverwenden >>> reparieren >>> recyceln

Es erscheint klug, sich nicht in Details zu verlieren, sondern dort mit der Veränderung zu beginnen, wo wir den größten positiven Effekt erreichen können.

Dabei soll diese Liste eine Idee und ein Anhaltspunkt sein. Unser Konsum von Lebensmittel hat dabei den größten Stellenwert. Wenn wir bewusst einkaufen, konsumieren und vor allem selber machen, können wir einiges bewirken. Create Impact!

Ernährung

  • Eigene Lebensmittel anbauen 100% 100%
  • Regional essen 90% 90%
  • Weniger Fleisch 90% 90%

Verkehr

  • Nicht Fliegen 100% 100%
  • Autofrei werden 90% 90%
  • Fahrgemeinschaften nutzen 70% 70%

Wohnen

  • Wenig Wohnraum nutzen 90% 90%
  • Effektiveres Heizungssystem 80% 80%
  • Dämmung verbessern 80% 80%

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